Aufmerksam wurde ich auf diese Veranstaltung in unserem
Forum, wo jemand fragte, ob irgendwer von uns zum "Punk-Kongress"
nach Kassel fahren würde. Punk-Kongress? Nie davon
gehört! Also ab zu google, die worte punk, kongress
und kassel eingegeben und schon landete ich auf einer
Seite der Kulturstiftung des Bundes (!), auf der ausser
ein paar nichtssagenden Zeilen auch nicht wirklich darüber
informiert wurde, was das Ganze denn nun sein soll.
Doch netterweise gab es dort einen Link, über den
ich dann tatsächlich auf der Seite der Veranstalter
dieses Dingens landete. Hübsches Design in weiß-schwarz
und rosa (hey ihr Schweine, das ist unsere Farbe!),
und natürlich viele Informationen über Programm
und Mitwirkende. Im Prinzip geht es darum, dass "Künstler,
Musiker, Autoren, Wissenschaftler und Fans
in einem öffentlichen Symposium, in Panels und Vorträgen
über die Entstehung und Philosophie von Punk diskutieren,
seinen Spuren in der heutigen Mainstream-Kultur nachgehen
und die Aktualität seiner Grundgedanken überprüfen."
Aha. Weiter heisst es "Er (der Kongress) soll den
Bogen von historischen Betrachtungen zu aktuellen Tendenzen
in der Gegenwartskultur schlagen. Im Vordergrund steht
die Haltung, das Lebensgefühl, die Idee von Punk."
Nochmal aha. Also irgendwie geht es um die Geschichte
von Punk, Auswirkungen auf Kunst, Musik und Mode; allgemein
also um die "Popkultur".Dieses Wort kommt
auf der ganzen Seite übrigens ungefähr 199-mal
vor, scheint also von ziemlicher Bedeutung zu sein.
Wow, vielleicht habe ich selbst sogar, allein durch
mein Dasein, eine Auswirkung auf die Popkultur. Wahnsinn!
Da ja schließlich auch
irgendwer über diesen ganzen Mist diskutieren muss,
haben die Veranstalter auch ganz viele Menschen eingeladen,
die zum Thema irgendetwas beitragen können, z.B.
den Sex-Pistols-Manager Malcolm McLaren, den Plattenproduzenten
Alfred Hilsberg, den Autor und Künstler Stewart
Home (von dem hab ich sogar mal was gelesen, kommt vielleicht
bald, wenn ich nicht zu faul bin, zu den Büchertipps)
und viele andere alte Leute, deren Namen mir nicht viel
sagen. Tja, und da das so ist, gibt es natürlich
Kurzbiographien zu denen, wo dann so interessante Dinge
stehen wie dass derjenige eines der ersten Fanzines
gemacht hat, irgendne Band gemanagt oder in einer gespielt
hat. Mit der Betonung auf "hat". Nun gut,
diese Leutchen müssen ja heute auch von irgendetwas
leben, warum nicht mit Vorträgen oder Diskussionen,
gönn ich ihnen ja allen, aber es ist definitiv
niemand dabei, der heute irgendwas Sinnvolles in der
Punkszene macht. Ich habe keine Ahnung, warum nicht,
ob die Veranstalter das nicht wollten (obwohl sie laut
eigenem Anspruch ja auch "aktuelle Strömungen
und Tendenzen aufzeigen" wollen), oder ob sie einfach
keinen Dummen gefunden haben, der bei solch einer Veranstaltung
mitmacht. Ich glaube ja eher an Zweiteres...
Natürlich gibt es in Kassel noch mehr zu tun als
40-50jährige alte Säcke und Säckinnen(?)
beim diskutieren über Themen wie "The Aesthetics
of Punk" zuzuschauen. Es gibt auch Austellungen,
Filme und eine "Messe für Independent-Labels und
-Fanzines" und jeden Abend Konzerte. Die Themen
der Ausstellungen wurden ebensowenig bekanntgegeben
wie die der Filme, aber das macht nichts, wahrscheinlich
geht das alles in die Richtung wie "Zurück
zum Beton" oder "Verschwende deine Jugend",
in denen man Fanzineschnipsel aus den späten 70ern/frühen
80ern bestaunen, Kurzfilme über die Anfänge
des SO 36 in Berlin ansehen und Orginalmusikinstrumente
von "Einstürzende Neubauten" begaffen
kann. Alles ja ganz nett, aber größtenteils
doch eher belanglos.
Nun zum Thema Musik, denn "essentiell sind natürlich
die abendlichen Konzerte, um den spezifischen „spirit“
von Punk zu vergegenwärtigen": Ausser Buzzcocks,
Kids, Bonaaras und CZD (und da bin ich mir nicht ganz
sicher) kenne ich keine einzige; ich denke, das wird
den meisten nicht anders gehen. Oder habt ihr schonmal
was von "Viva l'American Death Ray Music"
gehört? Nun ja, aber allein für die Buzzcocks
würde es sich doch lohnen, nach Kassel zu fahren,
ist von Frankfurt aus ja nicht so weit, und ausserdem
habe ich sie erst einmal gesehen. Und schon kam ich
in den Bereich "Tickets und Preise"...
Unter der Überschrift "Anarchy for Sale"
(kein Witz!) werden Konzertkarten für 19,- €
das Stück feilgeboten, natürlich zzgl. VVK
und nur für das Konzert an einem Abend gültig,
die Tageskarten für Freitag und Samstag kosten
28,- €, damit kann man dann auch die Austellungen
und die Diskussionen besuchen! Und als besonderes Schnäppchen
werden Dauerkarten für unglaublich günstige
65,- € angeboten. Juhu, wenn ich an allen 3 Tagen
hingehe und mir wirklich alles angucke, habe ich tatsächlich
9,- € gespart!!!
Tja, und da man ja irgendwo schlafen muss, haben dich
die Veranstalter was ganz Nettes ausgedacht. Nein, es
werden keine Übernachtungsmöglichkeiten in
irgendwelchen Jugendzentren oder gar in der Uni angeboten,
sondern auf der Internetseite werden Hotels aufgeführt,
mit denen man extra für den Punk-Kongress Sonderkonditionen
ausgehandelt hat; die Übernachtung für schlappe
55,- - 70,- € !!Wow, super, fast so günstig
wie zu Hause schlafen, oder?
Gesponsert wird der hyper-dyper-popkulturelle Punk-Kongress
übrigens, wie schon erwähnt, von der Kulturstiftung
des Bundes (ich werd die mal anschreiben, vielleicht
haben die ja auch Lust, unsere Konzerte in Mainz zu
sponsern, sind ja schließlich Punk-Konzerte und
somit offiziell (Pop)Kultur, oder?), Binding Lager (wer
trinkt schon sowas), der Asta Kassel (huch, wer hätte
gedacht, dass hinter diesem coolen Punkrockspektakel
Studenten stecken?), der taz, rocknews (was auch immer
das ist) und dem Ox (tjaja, deren Niveau sinkt stetig...).
So, jetzt habt ihr alle relevanten Informationen zum
"Punk-Kongress" in Kassel (wer sich das ganze
selber mal ansehen will: www.punk2004.de).
Eigentlich fände ich es ja wirklich lustig, wenn
jemand aus diesem Anlass Chaostage in Kassel ausrufen
würde, um den ganzen intellektuellen Popkulturfetischisten
mal ein bisschen was von den "aktuellen Strömungen
und ästhetischen und kulturellen Neuerungen"
in der Punkszene sozusagen live zu demonstrieren, aber
das war nur so eine rein hypothetische Idee....
PopkulturSonja
|
Die Hinfahrt
Am Donnerstagvormittag macht man sich wohlgelaunt und
noch ziemlich am Arsch von der letzten Nacht auf die
abenteuerliche Reise aufs Force Attack. Selbstverständlich
ahnte man da noch nix von den bevorstehenden Umständen,
sonst hätte man sich den Spaß von vornerein geschenkt.
Noch flux zum Aldi um lebensnotwendige Konserven zu
besorgen und los geht’s. Man ist guter Dinge und lässt
sich auch nicht dadurch beunruhigen dass tausende andere
Baden-Würtembergianer heute auch ersten Ferientag haben
und unbedingt auch gleich da in den Urlaub müssen. Macht
nix, wir ham ja Zeit, bis Loikämie sind ja noch über
24 Stunden Zeit. So tuckert man in 5 Stunden gerade
mal 200 km weit durch die Heimat, freut sich über die
ersten Windmühlen und Aldi Nords, über Orte die tatsächlich
Namen wie „Mücke“ haben und über Dragostea Din Tei.
Wer wird sich denn da über einen lächerlichen Stau aufregen.
Nun denn, als man gerade an einem Berg im Gedränge hängt
und unsere Hippie-Zirkus-Karre zur weiterfahrt ermuntern
möchte fährt sie nicht mehr! Ui! Dumme Situation. Hysterie
macht sich breit und um einen Nervenzusammenbruchs des
Fahrers zu entgehen nimmt man einen fixen Steuerwechsel
vor und schafft es mit 20kmh über den Hügel. Dummerweise
gibt es in Hessen keine Seitenstreifen. Aber plötzlich
tut sich ein 5 Meter langes Platzdingsda neben uns auf.
Das war übrigens auch das einzige mal auf dieser Reise
das wir so was wie Glück hatten. Verärgert und entnervt
steigen sämtliche Insassen also ans Tageslicht und Fachsimpeln
darüber was Ernesto (der Bus) fehlen könnte. Kurze Zusammenfassung
für alle mit etwas eingeschrängtem Auffassungsvermögen:
Man steht nun neben einer 2 Spurigen Autobahn mit sehr
stockendem Verkehr, die Sonne ist erbarmungslos und
neben einem nichts als Felder, Felder, Felder. Eine
widerliche Situation. Man hat sich schon fast damit
abgefunden und ist bereit auf die Aasgeier zu warten.
Aber eben nur fast und so schleppen wir uns mit ca.
30 kmh und Warnblinker über die eh schon verstopfte
Strasse bis zum nächsten Raschdplatz. Aber viel weiter
bringt einen das nun auch nicht. Ganz klarer Fall: Keiner
von uns hat auch nur die geringste Ahnung von Motoren
bzw. deren „Wiederheilemachung“. Ein Fachmann muss also
her. Und was liegt da näher als „Die gelben Engel“ zu
verpflichten? Natürlich nichts. Dank Verona Feldbusch
weiß man ja auch die Nummer von der Auskunft auswendig
und die Ische am Telefon gibt uns die Nummer die wir
suchen. Kurz darauf führt man auch schon ein nettes
Pläuschchen mit einer charmanten ADAC-Tante. Sie zwängt
uns eine Mitgliedschaft auf und nach einigem Datenhinundher
und dem üblichen Firlefanz wird uns mitgeteilt, dass
wir uns in ungefähr einer Stunde über einen kompetenten
Mitarbeiter freuen können. Na, ist doch super gelaufen,
man schöpft wieder Hoffnung und glaubt immer noch daran
dass wir in dieser Nacht noch in Behnkenhagen eintreffen
werden. Das blöde am Autofahren ist aber immer noch
der niedrig zuhaltende Alkoholspiegel und so ist die
aufkommende Langweile kaum zu unterdrücken. Das Highlight
(wenn auch ein unangenehmes) auf diesem Parkplatz war
eine fette alte Spanierin die es sich nicht nehmen lies
sich wenige Meter neben Ernesto im Gras zu erleichtern.
Wir mussten hilflos mit ansehen wie ein gigantischer
weißer feinripp Schlübber nach unten gezogen wurde.
Das sie von 4 Augenpaaren panisch beobachte wurde störte
sie nicht im geringsten und wie bei allen Dingen die
nicht besonders appetitlich sind wurden wir von einer
Inneren Macht angetrieben weiter hinzuguggen. Aber lassen
wir das. Den Rest der Zeit verbrachte man mit Essenaufessen
und der Untersuchung des feuchten Toilettenpapiers (Übrigens:
derjenige der es entwendet hat bekommt hier die Chance
sich zu Entschuldigen!!) Nach einer knappen Stunde trifft
unser Persönlicher gelber Engel dann auch schon ein.
Er legt allerdings ein recht unengelhaftes Verhalten
an den Tag, will sagen er ist nicht besonders nett.
Nachdem wir unsern gesammten Rödel aus dem Kofferraum
geräumt haben untersucht der Herr Ernestos bestes Stück.
Er schaltet auf der linken Seite nicht mehr. Hmm ja,
ärgerlich, un nu? Werkstatt. Also tuckern wir wieder
mit Warnblinker über die Strasse, immer hinter unserem
kompetentem Engel her. Irgendwann öffnet sich ein putziger
kleiner Feldweg der leider nur rückwärts zu befahren
ist. Nach ein paar mal linksrechtsgradeausumdiekurve
kommen wir beim Onkel Doktor an. Unser ADAC-Kollege
macht sich glücklicherweise kurz darauf aus dem Staub.
Die Kameraden in der Werkstatt sind zwar echt nett aber
als man 2 Stunden und 50 Euro später weiter fährt, merkt
man ziemlich schnell das die Karre doch noch nicht so
geheilt ist wie angenommen. Also wieder die Geschichte
mit dem Warnblinker (immerhin gibt es mittlerweile einen
neumodischen Seitenstreifen) und huschhusch auf die
nächste Parkgelegenheit. Ein kurzes Telefonat mit unsern
neuen Kumpels vom ADAC und keine 20 Minuten später steht
schon der nächste gelbe Fuzzi auf der Matte. Aber wie
schon erwartet kann er uns auch nur auf eine weitere
Werkstatt aufmerksam machen. Wenigstens war er netter
als sein Vorgänger. Das ändert natürlich auch nichts
an der Situation und so bleibt uns nichts anderes übrig
als unserem neuen Hobby, dem„mitwarnblinkeraufdemseitenstreifenbiszurnächstenortschaftfahren“
nachzugehen. So trifft man auf „Ahlsfeld“. Wie auf der
Rückfahrt festgestellt wird handelt es sich bei Ahlsfeld
um das Idyllischste Kaff in ganz Deutschland. So wahnsinnig
viel Idylle hat noch niemand von uns je gesehen und
möchte sie eigentlich auch nie wieder sehen. Aber dazu
später. Momentan geht uns die Idylle am Arsch vorbei
und alles was wir wollen ist diese verhurte Werkstatt
zu finden. So krabbelt Ernesto mit 20kmh 1mal, 2mal,
3mal durch Ahlsfeld bis uns ein umsichtiger Tankstellenangestellter
endlich den richtigen Weg erklärt.
Aber als man mit letzter Kraft dort ankommt: Juhu,
welche Überraschung, die Pechsträne geht weiter, selbstverständlich
hat der Laden schon zu. Tja. Hoffnungslose Verzweiflung
breitet sich unter den Opfern aus. Noch nie in der Geschichte
der Menschheit hätte man die Beammaschine so dringend
gebraucht wie da. Aber da das Ding so sperrig ist, hat
niemand daran gedacht eine einzupacken. Also gibt es
nur 3 Möglichkeiten aus Idyllenfeld wieder heraus zu
kommen:
1. Man ruft bei seinem privatem Hubschrauberdienst an
und ordert einen Hubi,
2. Man leiht sich einen Mietwagen und fährt selbst oder
3. Man fährt mit dem Zug weiter.
Da aus persönlichen Gründen Punkt 1 und 2 nicht vollstreckbar
waren blieb uns nichts anderes übrig als uns wieder
zum gemeinem Zugfahrvolk zu gesellen. Ernesto musste
nun also noch mal seinen letzten Lebenswillen zusammenraffen
und uns zum Bahnhof befördern. Bei dem Glück das sich
bereits in der Reisegruppe Karlsruhe breit gemacht hatte
fuhr der letzte Zug mit einer halbwegs plausiblen Verbindung
ohne uns los und man musste mit dem nächstbesten erst
mal zurück nach Giessen. Unterwegs trifft man wieder
auf „Mücke“. Nach eingehenden Untersuchungen wird festgestellt,
dass Mücke der Übergang von Aldi Süd zu Aldi Nord ist.
Da die Bevölkerung aus Mücke sich nun nicht entscheiden
kann wo sie dazu gehören möchte kauft sie mal da und
mal da ein. Dieses Fehlverhalten beschwört den Hass
der sonst so gefestigten Aldi Süd bzw. Aldi Nord Konsumenten.
So führt es zu einer starken Ausgrenzung gegenüber Mückeangehörigen.
Mit dieser Verachtung kann natürlich kein Mensch auf
die Dauer leben und so ist Mücke eingehüllt in einen
Nebel aus trauriger Frustration. Vermutlich sind alle
Leute in Mücke komisch.Tatsache ist das wir nur noch
dummes Zeug brabbeln seit wir durch Mücke gefahren sind.
Aber man ist immerhin einen Schritt weiter. Wenn auch
nach hinten. Und wer wird den bei soviel Pech noch über
eine Frittenbude die genau vor unseren Augen schließt
oder eine todunfreundlichen Klomann der uns für 25 cent
nur einmal pissen lässt nörgeln? Der Giessener Hauptbahnhof
ist doch auch so ein Augenschmaus, da Verzichtet man
gern auf diese kleinen Annehmlichkeiten. Außerdem gibt
es dort so viele lustige Vögel die alles zuscheißen
wie sonst nirgendwo. Und nach einer schlappen Stunde
kommt auch schon der nächste Zug. Es ist jetzt ungefähr
Mitternacht, also diese Uhrzeit zu der man ursprünglich
die Ankunft ins Paradies geplant hatte.
Der nächste Halt ist Göttingen, wo man es sich für
die nächsten 4 Stunden neben donnernden Güterzügen auf
dem Gleis bequem macht. Komisch, in Göttingen ist gar
nix schief gelaufen, außer das man wirklich bei jedem
Güterzug wieder aufgewacht ist. Um halb 5 kam dann der
nächste Zug den man sich vorher für die lange Reise
auserkoren hatte. Blieb da nur dieses Klitzekleine Problem
mit den Ländertickets, bei denen sich die Deutsche Bahn
folgende Schikane ausgedacht hatte: zwischen 4 und 9
gelten sie nicht. Naja, die 4 einhalb Stunden, fällt
bestimmt keinem auf und falls doch, Zitat eines Mitreisenden:
...dann machen wir halt ein nettes Gesicht. Ist ja auch
nicht so dass das noch nie Geklappt hätte, oder doch
nicht? Also steigt man voller Hoffnung in den Zug und
natürlich ist keine 30 Sekunden später der Unfreundlichste
Schaffner den die Bahn zur Verfügung hat (und da gibt’s
ja so einige) zur Stelle. Richtig wir haben noch kein
Ticket. Also lässt er seinen gesammelten Zorn in voller
Lautstärke raus. Und das um 4 Uhr morgens, wo der Menschliche
Gehörgang eh schon besonders empfindlich ist. Vermutlich
ist seine Alte lesbisch geworden.
Oder mit einem Jüngern durchgebrannt. Wenn man das
so sieht kann man eigentlich gar nicht mehr so böse
auf ihn sein. Möglicherweise wurde auch erst vor kurzen
sein rechter Sack krankheitsbedingt entfernt. Wir werden
es wohl nie erfahren. Auf jeden Fall musste man sich
bei der nächsten Haltestelle von den liebgewonnenen
Bahnpolstern verabschieden und wieder raus an die frische
Luft. „Um 9 Uhr 28 könnt ihr weiterfahren“. Dankeschön.
Läppische 5 Stunden warten, ist doch kein Ding. Also
steht man nun auf diesem Bahnhof der etwa die Größe
einer Straßenbahnhaltestelle hat und da ist es: Das
Ortsschild. „Salzderhelden“. Bisher war ja Mücke
der Topfavorit, aber Salzderhelden übertrifft das natürlich
bei weitem. Nachdem die anfängliche Euphorie über den
dämlichsten aller Ortsnamen etwas verflogen ist geht
man dazu über es sich für ein Nickerchen auf dem Boden
bequem zu machen. Auch hier trifft man wieder auf alte
Bekannte, die Güterzüge. Die Dinger sind wirklich schlafraubend.
Noch schlafraubender ist allerdings die Durchsage die
uns um kurz nach 7 aus dem Reich der Träume reißt. Wie
aus dem Nichts hallte eine Stimme über unsre hübschen
Köpfe hinweg (Moment, hinweg klingt arg schwul, oder?)...
Auf jeden Fall macht uns diese Stimme klar, das wir
unsere Ärsche vom Boden bewegen müssen. Zu Tode erschreckt
und verärgert über die Ruhestörung springt man auf und
sieht sich nach dem Verursacher um. Da niemand zu sehen
ist und sich auf dem Salzderheldener Bahnhof auch nichts
tut, lässt man sich wieder auf seinem Nachtlager nieder.
Aber, oh Schreck, eine neue Aufregende Durchsage stört
unser tun. „Auf Gleis 4 bitte aufstehen, ihr könnt da
nicht liegen bleiben, es kommt gleich Publikumsverkehr...“
Publikumsverkehr! Ruft einen Arzt, das Unwort
des Jahres ist gerade auf die Welt gekommen! Was zur
Hölle ist Publikumsverkehr? Man ist natürlich äußerst
verdutzt über die Wortwahl in Salzderhelden. Aber meine
im Nachhinein durchgeführten Untersuchungen im Duden
(keine Angst, nicht mein Eigener) haben herausgestellt
das es das Wort tatsächlich gibt. Wer kommt eigentlich
auf son Scheiß? Das ist genauso wie mit bescheuerten
Namen (Salzderhelden ist da wohl das naheliegensde Beispiel.)
Aber auch an lebenden Menschen wurden da schon größere
Verbrechen ausgeübt. Gerade vor ein paar Tagen erst
sah ich eine Oma die mit ihren Enkeln „Franz-Ferdinant“
und „Leopold“ Minigolfspielen war. Solche Eltern gehören
doch erschossen. Aus Leopold kann man wenigstens noch
Leo machen aber Franz-Ferdinant ist ein glattes Todesurteil.
Canabis ist Illegal aber solche Menschen laufen frei
herum. Vor Franz-Ferdinant liegen viele Jahre des aggresivmobbings
und wenn er keinen Starken Charakter hat (und wie auch
bei dem Namen) wird er daran kaputt gehen. Eine Schande
ist das. Aber zurück zum Publikumsverkehr. Es dauerte
noch eine gute dreiviertel Stunde bis der erst Publikumsverkehr
überhaupt mal eintraf.
So vegetierte man friedlich bis halb 9 auf dem Drecksbahnhof
vor sich hin. Um halb 9 kam der nächste Zug der nutzbar
gewesen wäre. Ja und wegen dem Gedöns mit den Ländertickets,
also die halbe Stunde wird ja wohl gehen, nettes Gesicht
und so (haha). Außerdem kommt der Bahnmensch ja vielleicht
erst später zu uns. Dachte man. Aber hier kam die Pechsträne
quasi zu ihrem Höhepunkt. So ein Zug ist so ungefähr,
hm, sagen wir mal Hunderfuffzig Meter lang. Dieser Zug
hielt so, dass der Schaffner exakt an der Stelle ausstieg
an der wir gerade einsteigen wollten. Und was musste
jetzt noch kommen? Genau, es war der selbe Depp der
uns 4 Stunden vorher in Salzderhelden ausgesetzt hatte.
Der mit wahrscheinlich nur einem Ei. Unfreundlich wie
eh und je teilte er uns mit, dass wir seinen Zug nicht
betreten dürften. Unfassbar viel Pech auf einmal. Also
sitzt man nach diesem Pechorgasmus noch mal eine geschlagene
Stunde auf dem mittlerweile heimischen Bahngleis und
zweifelt an Gottes Existenz. (Aber seit wir auf dem
Force Attack die Jesus Skins gesehen haben sind diese
Zweifel selbstverständlich wie weggeblasen.) Nach dieser
attraktionslosen Stunde kommt endlich der langersehnte
9Uhr28Zug (beinahe wäre man ja versehentlich schon in
den um 9Uhr23 eingestiegen.) Ein tolles Gefühl. Auf
diesem Reiseabschnitt trifft man endlich mal auf einen
jungen dynamischen Schaffner, mit güldenem Haar, der
noch Spaß an der Arbeit hat. Nicht so stinkig wie der
Eineiige. Er erkundigt sich nach dem Ziel unserer Reise,
da er schon mehrere „bunte“ gesehen haben will. Als
würde die restlich Menschheit nur schwarz-weis tragen.
Ja, wir fahren in den Osten. Oh, in den Osten oder in
den richtigen Osten? Und schon plaudert er munter aus
dem Nähkastchen. Denn im Osten gibt’s ja billige Zigaretten
die man schmuggeln kann. Super, ist momentan aber nicht
relevant. Und billige Mädels. Wie bitte? Danke,
das ist mehr Information als man sich von einem fremden
Bahnangestellten wünschen würde. Hinter seinem Studentenhaften
Aussehen verbarg sich also ein Skrupellloser Ficker!
Ich hoffe doch dass er nicht ernsthaft auf eine Reaktion
wie „Oh großartig, da fahrn wir hin“ gewartet hat.
Man trifft schon seltsame Leute. Die folgende Zeit
war recht Unspektakulär. Schlafen, umsteigen, schlafen.
Kurz vor Uelzen trifft man endlich mal auf Leidensgenossen.
Und überhaupt Uelzen. Klingt irgendwie wien Keks. Aber
der Bahnhof war der Wahnsinn. Ein Architektonisches
Meisterwerk. Kein Japaner würde diesem Motiv wiederstehen
können. Von Uelzen aus geht’s dann nach Hamburg. Na
endlich mal ne richtige Stadt mit richtiger Zivilisation.
Wunderbar. Womöglich gibt’s dort auch richtige Supermärkte?!
Selbstverständlich und so deckt man sich erst mal literweise
mit Korn und Eistee ein und macht es sich mit der Hamburger
Gesellschaft vor dem Bahnhof gemütlich. Nach einer Stunde
kommt der Zug der uns endlich nach Rostock bringen soll.
Unglaublich. Wer hätte gedacht, dass wir soweit kommen.
Ich jedenfalls nicht. Mittlerweile sind wir so auf zwischen
30 und 50 Leute angewachsen. So genau kann man das nicht
mehr sagen, da der Verzehr ebengekaufter Genussmittel
einem zu dieser fortgeschrittener Tageszeit schon ziemlich
das Hirn benebelt hat. Aber das ist ja auch Sinn der
Sache. Der Schaffner versucht uns mitzuteilen, dass
wir auch rauchen „dürfen“, wenn wir nur nicht randalieren
würden. Danke, aber diese kleine Annehmlichkeit hätte
sich der gemeine Punker auch von selbst herausgenommen.
Irgendwelche Rotzlöffel die den gleichen Weg vor uns
gingen haben der Deutschen Bahn wohl ziemlich viel Schaden
zugefügt. Ohhh. Nach 2 endlichmal lustigen Stunden erreicht
man Rostock. Dort donnert die Meute über den Bahnhof,
denn der Zug hält nur kurz. Nur noch eine kaum zu erwähnend
kurze Fahrt und schon ist man in, ja wie heißts denn,
angekommen. Dieses Ding, mit dem Bahnhof, kurz vor Behnkenhagen.
Also alle die dort waren werden wissen was gemeint ist,
den Rest interessierts eh nicht. Super, jetzt nur noch
die 7 Kilometer und man kann sich sogar noch über Loikämie
freuen. Aber abwarten, bekanntlich soll man den Tag
nicht vor dem Abend loben und manche Sachen scheinen
zum greifen Nahe zu sein und sind es nicht. Man sitzt
nun in diesem Kaff und wartet mit unzähligen anderen
Reisegeplagten und Besoffenen auf die Shuttlebusse die
hinundherfahren. Eigentlich. Aber, hey, da sind die
mit soviel Pech. Und so gibt’s irgendwo einen Unfall,
der das zügige hinundherfahren verhindert. Ab und zu
kommt mal einer vorbei, aber dann ist natürlich grad
die hälfte von uns pissen, oder 20 Festivalwütige haben
sich vor uns auf ihn gestürzt.
Nach 2 Stunden warten (lächerlich, da ist man mittlerweile
doch schon ganz andere Wartezeiten gewohnt) sind wir
ausnahmsweise mal schneller und können anderen Leuten
ihr eigens bestelltes Taxi wegschnappen. Ein wunderbares
Gefühl. Wenige Minuten Fahrt und, unglaublich, man hat
es geschafft. Das einzige was einen jetzt noch vom betreten
des Geländes abhalten kann wäre eine Invasion durch
Mordlustige Aliens oder eine plötzlich explodierende
Atombombe die ein Festivalgegner unter der Hauptbühne
platziert hätte.
Aber scheinbar scheint unsere Pechsträne endlich zu
Ende zu sein, denn nichts dergleichen (schon wieder
so ein Wort...) passiert. So wird Geld gegen schmuckes
rotes Armband getauscht, ein fremdes halbwegs vertrauenswürdiges
Zelt zum zwischenlagerns des mitgeführten Krempels ausgewählt
und auf dahin wo die Mucke spielt. Und was soll ich
sagen, nach über 30 Stunden Reise sind wir pünktlich
NACH Loikämie vor Ort und Stelle. Das war jetzt aber
wirklich das Ende vom Pech. Außerdem ist man eh schon
viel zu gut bei der Sache um sich jetzt noch aufzuregen.
Immerhin sind wir lebend angkommen, und das ist mehr
als mancher erwartet hatte!
Die Rückfahrt
Da es sich nur um einen Reisebericht handelt werden
sämtliche Leser mit den Ereignissen der letzten 3 Tage
verschont. Wahrscheinlich auch besser so, außerdem wäre
es schwer geworden alles aus dem durch gigantische Mengen
an Rauschmitteln zerfurchtem Hirn herauszuholen. Tatsache
ist, das die Zweifellos geilste Party der Welt hinter
einem liegt und man schnell aufgehört hat, die unkorrekten
Umstände der Hinfahrt zu verurteilen. Dafür hat es sich
echt gelohnt. Auch ohne Loikämie. (Außerdem sind wir
echt knackig braun geworden. Erst 2 Tage später wird
man feststellen, dass mindestens die hälfte der bräune
plötzlich in der Dusche /Badewanne hängen wird.)
Also, ganzfrüh am Montagmorgen (unmenschlich) muss
man sich aus dem Zelten quälen, da ihre Besitzer demnächst
gemütlich mit dem Zug zurück nach Karlsruhe fahren werden.
Erst da wird einem wieder die eigene wenig vertrauenerweckende
Situation bewusst. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir nicht
mal mehr genau wie das Kaff heißt indem Ernesto alleine
campt. Aber immer mit der Ruhe. Erstmal lässt man sich
noch ein letztes Mal auf dem mittlerweile zur Hölle
stinkenden Innengelände nieder und isst ein letztes
Käsesandwich. Dann beobachtet man interessiert einen
Typen der mit ehemals weißen Tennissocken durch die
Gegend läuft. Plötzlich geht er auf ein Klohäuschen.
Unglaublich, da quillt die Scheiße schon bis auf den
Boden und der geht da sockig rein. Man ist entsetzt.
Vielleicht hat er gar nicht gemerkt das seine Schuhe
fehlen. Trottel.
Nach noch ungefähr ein zwei Stunden warten, rumsitzen,
in die Sonne schauen, ins Feld Scheißer fotografieren
etc. geht unsere nächste Reise dann auch los. Freundlicherweiße
nimmt Cris uns mit (Danke noch mal). So sitzen wir unendlich
viele Stunden zusammengequetscht da und müssen uns von
Cris und Tilo den 2 Nörgeltanten anhören wie dumm wir
sind, weil wir Ernestos Problem nicht selbst in den
Griff bekommen haben. (Aber auch ein bestimmter VW-Buswxperte
konnte den Schaden übrigens nicht finden, gell) Aber
man ist ja einiges gewohnt. Gegen Abend erreicht man
Ahlsfeld. Ernesto steht zum Glück noch da. Er hätte
ja auch abgeschleppt werden können. Wäre wohl keine
große Überraschung gewesen. .
Mit der üblichen krankenernestogeschwindigkeit fährt
man zurück zu der Werkstatt die man vor 4 Tagen ausfindig
gemacht hatte. Diesmal ist es schon sehr schlimm, denn
wir müssen Ernesto zu dritt die Einfahrt hochschieben
(Zitat des Fahrers: Ich glaub ihr müsst schieben...Kein
Witz, man, schiiiiebt.) Wie nicht anders zu erwarten
hat die Werkstatt schon zu. Juhu, eine Nacht in Ahlsfeld.
Darauf hat man doch schon das ganze Wochenende gewartet.
Nach kurzer Strapazenerholung macht man sich auf den
Weg um tiefer in Ahlsfeld vorzudringen. Auf der Hinfahrt
hat man schon festgestellt wo die Alkoholiker sich treffen
und das coole Jugendliche sich auf einem Hausdach zusammentun.
Soweitsogut. Um auch sicher zugehen, dass man sich nicht
verläuft, kennzeichnet man den Weg mit leeren Jägermaischderfläschchen.
So wie bei Hänsel und Gretel.
Also läuft man ersteinmal Ziellos durch die Gegend
bis man ein Schild eines Amerikanischen Fastfoodrestaurants
sieht. Super, das bedeutet auch Klos mit Klobrille und
Waschbecken. Aber bevor man zu Kalorienreicher Nahrung
und einem 2 Kilometer langem Fußmarsch gezwungen wird
finden wir ein Kino. Toll, was es hier alles gibt. Enttäuschenderweise
hat die letzte Vorstellung schon angefangen. Aber man
darf das Klo benutzen.
Und nachdem wir ihr unsere Leidensgeschichte erzählt
haben lässt uns die Tante, die gleichzeitig Kartenabreißer
und(!) Popcornverkäufer in einem ist noch für Umme in
den restlichen Film. Nicht ohne uns vorher auf die psychischen
Gruselschocker hinzuweisen. Man kauft sich noch ein
gutes Ahlsfelder Bier und macht es sich in einem Verhältnismäßig
riesigem Kinogucksaal gemütlich (Von außen sah der Laden
winzig aus.) Ein packender Thriller über Menschen die
sich aus einem uns vorenthaltendem Grund in einer Stadt
aus Puppen (Schaufensterpuppen, nicht solche wo „Mama“
sagen und Pipi machen können) befanden töteten sich
gegenseitig. Ganz großes Kino. Immerhin wurde einem
so erspart sich aus Langweile um halb 9 ins Bett bzw.
in Ernesto zu legen. Nach dem Filmchen grübelt man über
die weitere Abendgestaltung nach. Gefangen in der Einöde
sind die Möglichkeiten da natürlich sehr begrenzt. Um
genau zu sein reichen sie nicht über Essensresteausdembusaufessen
hinaus. Einmal beehrt uns noch ein Sicherheitsmann mit
seiner Anwesenheit, aber das wars auch schon.
Am nächsten Morgen weißt man Ernesto ein und hofft
auf sofortige Genesung. Angetrieben von Hunger und endloser
Langweile machen wir uns nun auf den Weg in die Innenstadt
von unserer neuen Ferienhochburg. Dabei fällt auf, das
in Ahlsfeld ausschließlich Ärzte wohnen. Ein dr.med
reiht sich an den nächsten. Jede Frau hat hier ihren
eigenen Frauenarzt undundund. Als zweitöftes gibt es
Bestattungsunternehmen. Die Leute hier sind vermutlich
alle alt und krank. Dem geneigten Leser wird aufgefallen
sein, dass das bis jetzt alles noch nicht besonders
Idyllisch ist. Kommt noch. Und zwar ab dem Augenblick
als wir gezwungen waren die Altstadt zu betreten. Uiiii.
Außerordentlich viel Idylle. Ein schnuckeliges putziges
kleines Fachwerkhäuschen neben dem anderen. Wirklich
überwältigend. Niedliche kleine Cafes neben hübschen
kleinen Marktständen. Und alle Leute sind sehr nett
zueinander. Sie unterhalten sich mitten auf der Straße
über ihre Kinder oder ihre Wäsche. Es sind genau die
Sorte von Menschen die zuhaus nur 3 Fernsehprogramme
haben und Sonntags in die Kirche gehen. Und natürlich
haben sie eine ausgewachsene Sammlung Hummelfiguren.
Das pure Grauen. Zweifellos sind Hummelfiguren das schlimmste
was es gibt. Wer sich einmal die Psychopathen auf QVC
angeschaut hat die versuchen diesen Müll unters Volk
zu bringen, weiß wovon hier die Rede ist. Aber zum Glück
kauft sie außer euren Omas und guten Ahlsfelder Bürgern
niemand.
Also, nachdem man nun den Kulturshock überwunden hat,
hält man nach einem geeignetem Nahrungsaufnahmeörtchen
ausschau. Die Döners öffnen in Ahlsfeld leider erst
sehr spät. Fündig wurde man trotzdem schließlich in
Form einer mikroskopischkleinen Pizzabude, fast schon
eine Pizzaschachtel. Aber Wurschd, Hauptsache was zu
essen. Man ist froh nicht mehr dieses bohrende ungute
Gefühl in der Magengegend zu haben und mit Bier, Bild
und Bravo ausgerüstet pilgert man zurück zu Ernesto
(der, wie wir hoffen schon fertig ist). Aber welche
Überraschung, die Knilche aus der Werkstatt haben noch
nicht mal angefangen. Toll, am besten bleiben wir noch
eine Nacht hier. Oder am besten für immer. (Ahlsfeld
hat nämlich auch, wie bisher ganz außer Acht gelassen
wurde, einen „tollen Nachtclub“) Immerhin hat man ja
aus weißer Voraussicht spannende Lektüren herbeigetragen.
Also sitzt man da und liest, geht aufs Klo oder langweilt
sich zu Tode. Irgendwann kommt der Boss himself auf
uns zu und teilt uns mit dass Ernesto sterbens krank
ist und die OP vermutlich mehrere tausend Eus löhnen
würde. Klapp,klapp,klapp,klapp. Ahhhhhso. Vier Kinnladen
geben der Erdanziehungskraft nach. Ganz nebenbei würde
der Spaß mindestens eine Woche dauern. Ja. Mit dieser
bescheiden/beschissenen Aussage verzieht sich der gute
Mann wieder und lässt uns mit unserm Schmerz allein.
Dann doch lieber Hummelfiguren. Man überlegt nun in
welchem See man Ernesto am besten verschwinden lassen
soll und wie man je wieder aus Hummelsheim raus kommt.
Aber noch bevor man sich auf ein Gewässer einigen kann
(Binnengewässer oder doch lieber Stausee) kommt Big
Boss wieder herangeeilt und überbringt uns die frohe
Botschaft, dass man Ernesto jetzt behandeln wird und
es vielleicht doch nur was harmloses ist. Und vor allem
legérer im Preis. Halleluja. Die Erlösung ist nah. Ernesto
der Held wird sogar hochgehoben. Wie ein kleiner Trabbi.
Das Ganze zieht sich wieder mal tierisch in die Länge.
Man ist dazu übergegangen sich im Ausstellungsraum von
dem Schuppen niederzulassen (Standortwechsel sind in
so einer Situation sehr wichtig). Eine zum Himmel stinkende
Ungerechtigkeit ist das es am Kindertisch Holzstifte
und anderen spannende Krimskram gibt und an dem Tisch
für normalgroße Leute (zu denen wir uns eingestuft haben)
nur Autobild. Das ist die sterbenslangweiligste Zeitschrift
der Republik. Nicht mal eine „Gala“ oder „Echo der Frau“.
Jetzt nicht falsch verstehen, selbstverständlich liest
man so was im Privatleben nicht aber in Notsituationen,
wenn man zum Beispiel seine Oma oder seinen Arzt besucht
greift man doch gerne drauf zurück (immerhin wurde ich
so erst kürzlich darauf aufmerksam gemacht, dass die
Tante aus Monaco schon 2 mal einen Freund hatte, der
Jean hieß. Eine Tatsache die sonst nie ans Licht gekommen
wäre.) Nach endlosem warten ohne anständiges Unterhaltungsprogramm
kann man ein vertrautes Geräusch aus der Werkstatt vernehmen.
Es geht in etwa so:
wrrrrrrrrrruuuuuuuuuhhhhhhhhmmmmmmmmmmmm und passiert
wenn man sehr viel Gas gibt. Ungefähr wie ein sich auf
der Brunst befindender röhrender Elch. Super, immerhin
ein Lebenszeichen. So röhrt Ernesto ewig vor sich hin
(Jungs, das Benzin!) und irgendwann, man glaubt es kaum,
hört er auf die andern Autos anzubaggern und fährt tatsächlich.
Er fährt. Es ist eigentlich nicht schlimm gewesen. Vermutlich
hat sich der Autohausfritze einen kleinen Scherz erlaubt.
Und wir sind doch glatt drauf reingefallen. Höhöhö.
Soviel Tumult um nichts. Aber endlich, endlich kann
man sich aus diesem Mistkaff verziehn. Ein Unglaubliches
Gefühl. Der Rest ist eigentlich nicht mehr erwähnenswert.
Außer dass man an einer Tanke halten musste weil ein
Insasse austreten musste. Und wie hieß das Drecksding?
Ahlsberg! Das kostete wieder einige schlimme Erinnerungen.
Das wars aber auch schon. Zu den Klängen der Dimple
Minds oder irgendnem anderen Zeuch fuhr man friedlich
in den Sonnuntergang. Und nach 32.5 Stunden betörender
Heimreise erreicht man sein eigenes Kaff. Und wenn sie
nicht gestorben sind....
Also, zusammenzufassnd hat höchstwahrscheinlich kein
Depp auf dem Festival so lange gebraucht wie wir, aber
hey, immerhin warn wir da. Außerdem wissen wir jetzt
wo wir Garantiert niemals leben wollen, dass es Mücke
gibt, dass die gelben Ärsche uns überhaupt nicht geholfen
haben (ihre Nummer wahr übrigens 6 mal die 2, für alle
die gerne angeben) und natürlich dass es im Osten billige
Mädels gibt!
Marcia
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